Dieser Artikel erschien am 27. Februar 2019 im MUT-Macher Magazin, Ausgabe 01/2019.

ASP Waslala: Fußball inklusive

 

„Die Sprache vom Fußball versteht man auf der ganzen Welt.“ So abgedroschen und polemisch dieser Satz auch klingt, ist doch etwas Wahres dran. Fußball funktioniert ohne die klassische verbale Sprache, sodass es nicht mehr als einen Ball und zwei Tore braucht, um gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen, völlig unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Bildungsstand. Es werden im gemeinsamen Miteinander allgemeingültige Werte wie Fairness oder Zusammenhalt erarbeitet und gelebt, doch im Mittelpunkt sollte natürlich stets der Spaß und die Freude am Spiel stehen.

Ein Bericht von Simon Haase

Einmal wöchentlich veranstalten wir, die Mitarbeiter/innen von „Willkommen in Altglienicke“, ein Fußballtraining auf einem öffentlichen Platz im Kiez. Hierbei spielen im friedlichen Miteinander Mädchen und Jungen aus der ganzen Welt miteinander, einige Kinder ohne Fluchterfahrung, einige mit. Es ist sehr schön zu sehen, wie die größeren und stärkeren Kinder auf die kleineren Kinder achten. Der Zusammenhalt in dieser Gruppe ist sehr schnell gewachsen, sodass wir sagen können, dass wir eine richtige Fußballmannschaft sind. Es entwickelte sich schnell sportlicher Ehrgeiz, sodass wir auch an einigen interkulturellen Turnieren teilnahmen, in denen natürlich der Spaß und das friedliche Miteinander im Vordergrund standen.

Das Hertha-Spiel

Das fußballerische Highlight des Jahres war allerdings der Besuch des Bundesligaspiels Hertha BSC gegen 1899 Hoffenheim im Berliner Olympiastadion am 24. November 2018. Dank der großzügigen Spende von Thomas Traboulsi der EDI Einkaufsgemeinschaft Deutscher Impulshandel AG (www.edi-ag.com), die an M.U.T e.V. gerichtet war, konnten wir einen schönen Ausflug mit vielen Familien aus einer Unterkunft für geflüchtete Menschen und anderen Familien aus Altglienicke planen, sodass wir schließlich nach einigem hin und her eine sympathische Gruppe aus Kindern, Eltern, größeren und kleineren Geschwistern und Freunden beisammen hatten. Einem schönen Ausflug stand also nichts mehr im Wege. Wir trafen uns zur gemeinsamen Anreise mit der S-Bahn am Bahnhof Berlin Adlershof. Alle Familien waren pünktlich, und wir konnten unsere lange Fahrt quer durch Berlin beginnen. Bei Orangensaft und selbst gebackenen Adventsplätzchen verging die Fahrt aber wie im Fluge. Die Aufregung war riesengroß, und die Bahn wurde im Laufe der Fahrt immer voller. Erste Fangesänge am Bahnsteig am Olympiastadion stimmten uns aber auf die tolle Atmosphäre im Stadion ein, und nach einem kurzen Fußweg waren wir endlich da. Da stand es nun direkt vor uns: das Olympiastadion. Eindrucksvoll und wunderschön beleuchtet stand es im grauen und verregneten Berliner Herbst. Nachdem wir genug gestaunt hatten, ging es problemlos durch die Sicherheitskontrollen. Ein Blick auf die Karten verriet uns allerdings, dass wir den falschen Eingang genommen hatten und noch einmal um das halbe Stadion spazieren mussten, bevor wir zu unseren Plätzen gelangten. Das war aber gar nicht schlimm, denn so konnten wir noch viele schöne Eindrücke vom altehrwürdigen Gelände und den vielen unterschiedlichen Fans gewinnen.

Im Innenbereich war die Begeisterung nicht minder groß, da durch die Bauweise des Stadions alles noch viel gigantischer und eindrucksvoller wirkte, als von außen sowieso schon. Schnell fanden wir unsere Plätze und warteten gespannt auf ein hoffentlich spannendes Spiel. Wir wurden nicht enttäuscht. Es entwickelte sich ein hochklassiges und abwechslungsreiches Spiel, so dass wir aufgrund der Spannung die klirrende Kälte gut aushalten konnten. Das Spiel endete schließlich in einem tollen und torreichen drei zu drei Unentschieden und wir blickten in ausnahmslos zufriedene Gesichter. Nach dem Schlusspfiff wollten wir aber doch schnell etwas Wärme tanken und gingen direkt zurück zur S-Bahn. Müde und zufrieden traten wir den Rückweg an und kamen pünktlich wieder im Südosten Berlins an. Es war ein wirklich außergewöhnlicher und ereignisreicher Ausflug, der sowohl den Kindern, als auch allen Erwachsenen sehr viel Freude bereitete und sicher sehr lange in Erinnerung bleiben wird. Vielen Dank für die großzügige Spende, ohne die dieses einmalige Erlebnis nicht möglich gewesen wäre!